Was haben Demenz und eine Privatdetektivin gemeinsam?

Wie ich meine Krimi-Leidenschaft mit meiner Arbeit verbinden konnte.

Wie Anfängerinnen sich entwickeln und kompetent ihren Lebensweg beschreiten, erzählt die Schweizerin Zora Debrunner in zwei sehr unterschiedlichen Büchern.

Im März stelle ich im Themenblog „Demenz“ gleich zwei Bücher der Autorin Zora Debrunner vor. „Demenz für Anfänger“ und „Lavinia Morgan – Privatdetektivin“, zwei sehr unterschiedliche Bücher und jedes für sich schön!

"Demenz für Anfänger" und Lavinia Morgan - Privatdetektivin" von Zora Debrunner

„Demenz für Anfänger“ und „Lavinia Morgan – Privatdetektivin“ von Zora Debrunner

Ein langsamer Abschied!

Nachdem ich „Lavinia Morgan“ von Zora Debrunner rezensiert hatte, bot sie mir „Demenz für Anfänger“ zum Lesen an. Da ich schon ein Auge auf das Buch geworfen und in ihrem Blog schon gestöbert hatte, nahm ich das Angebot gerne an. Demenz ist auch ein großes Thema in meiner Ausbildungsreihe rund um den Einsatz von Therapeutic Touch in der Pflege.

Wer ein Fachbuch mit vielen Tipps für den Umgang mit Dementen erwartet, ist hier falsch. Zora Debrunner schreibt aus der Sicht der Enkelin. Wie sie die Veränderungen ihrer geliebten Großmutter erlebt. Sie vermittelt uns eins:

Lebt Eure Tage gut!
Bringt Liebe in Euer Leben und erhaltet diese!
Schafft Euch Erinnerungen und Erinnerungsstücke.

Das Cover paßt hervorragend zur Geschichte. Es zeigt wie wichtig das Abschiednehmen und das Erinnern an vergangene Tage ist. Auf dem Foto ist die Großmutter noch die Erwachsene. Später wird es Zora sein, die erwachsen sein muß und sich um ihre Oma kümmert.

Das Buch ist keine kompakte Geschichte, sondern besteht aus viele kleineren und größeren Beiträgen. Sie zeigen durch klare Überschriften, wie der Wandel langsam über Jahre von statten ging. Demenz tritt nicht plötzlich auf, sondern kommt langsam und schleichend daher. Erst sind es noch lieb gewordene Marotten, später zeigt sie sich mit ihrer ganzen Grausamkeit. Und doch vermittelt Zora uns die tiefe Liebe zu ihrer Großmutter. Und die Oma läßt immer wieder sehen, dass sie Zora liebt.

Zora Debrunner arbeitet selbst in der Pflege. Sie weiß, was auf sie zukommt und doch ist sie oft nur die Enkelin, die ihre geliebte Großmutter langsam verliert. Stück für Stück.

Es ist ein gutes Buch um ein Gefühl für das Leben mit Demenzkranken zu bekommen – rein aus der Sicht des pflegenden und sich kümmernden Angehörigen heraus.

Demenz für Anfänger von Zora Debrunner Foto: Margarete Rosen

Demenz für Anfänger von Zora Debrunner
Foto: Margarete Rosen

Der Klappentext bringt den Inhalt auf den Punkt. Schmunzeln mußte ich öfter über die schweizerdeutschen Worte, die zum Glück im Glossar erklärt werden.

Fazit: absolut lesenswert.

Demenz für Anfänger
Tagebuch eines Enkelkindes
Zora Debrunner
Ullstein Verlage
2015
208 Seiten

Lavinia Morgan – Privatdetektivin

Ich mag am Liebsten die leisen Krimis a la Agatha Christie, in denen die Personen klare Charaktere haben und ich vom Geschehen gefangen werde. Das Buch habe ich mir bei der Startnext-Aktion von „Autismus mal anders“ von Aleksander Knauerhase gekauft und jede Seite genossen.

Lavinia Morgan erobert Ihre Welt mit Hilfe des Detektives Curtis Johannsson. Sie erinnert mich an eine junge Agatha Christie, er an einen Herkules Pierot. England und Schweden, jugendliche Leidenschaft und männliches Genie.

Kurz-Geschichte zu Kurz-Geschichte entwickelt sich das Leben dieser Beiden. Jede Geschichte ist für sich schon ein Genuß, alle zusammen ergeben eine Gesamtkomposition höchsten Lesegenusses.

Auch vermittelt Zora Debrunner das Lebensgefühl der Engländer um 1920 immer wieder durch pikante Noten im alltäglichen Geschehen. Herrlich erfrischend und tiefgründig humorig.

"Autismus mal anders" und "Lavinia Morgan - Privatdetektivin", Foto: Margarete Rosen

Autismus mal anders“ und „Lavinia Morgan – Privatdetektivin“, Foto: Margarete Rosen

Mein Hauptpluspunkt:
Absolut faszinierend finde ich mit wie wenigen Worten Zora Debrunner es schafft, Charaktere und Orte klar und doch bildhaft zu beschreiben. Handlungen werden gerade durch die spartanische Wortwahl so spannend, weil das Kopfkino des Lesenden alles Ausgelassene mit Leben erfüllt. Ihr sehr eigener Schreibstil hebt sich für mich absolut positiv aus der Masse der Schreibenden heraus.

Das Cover und der Klappentext passen zu den Geschichten. Das Tweet-Muster spielt auf die Zeit an, die Lettern sagen klar: hier geht es um eine Frau, die sich in einer Zeit emanzipiert, wo es so nicht üblich war. Der Klappentext verspricht genau das, was im Buch zu finden ist.

Die rund 470 Seiten habe ich an einem Wochenende verschlungen.

Mein Lob geht auch an das sehr gutes Lektorat. Ich muß dies besonders erwähnen, weil ein korrekt geschriebener Text und eine richtige Reihenfolge im Geschehen meinen Lesegenuß extrem erhöht. Leider lese ich z. Z. einige Bücher, die gerade ein gutes Lektorat absolut vermissen lassen.

Meine Empfehlung geht an all jene, die die leichten, stillen und doch sehr tiefen Krimis, die auch noch in England spielen, mögen. LEST DAS BUCH!

Lavinia Morgan – Privatdetektivin
Zora Debrunner
Vidal Verlag
480 Seiten

Ganz besonders möchte ich Ihnen den Blog Demenz für Anfänger von Zora Debrunner ans Herz legen, in dem sie über ihre Großmutter berichtet. Gerade lese ich, dass ihre Großmutter am 09.01.2017 gestorben ist. Der von ihr verfasste Beitrag dazu „Montag“ beschreibt anschaulich, wie Abschiednehmen sich für die Enkelin anfühlt.

Ihre
Margarete Rosen

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