Seit 2004 sprunghafter Anstieg von Hörsturz-Patienten

Verlust des Hörvermögens für Betroffene ein einschneidendes Erlebnis

Unsere industrialisierte Gesellschaft setzt Hörvermögen voraus. Deshalb empfinden Menschen einen Hörsturz als einschneidendes Erlebnis. Der plötzliche Verlust des Hörvermögens führt bei den Betroffenen zu Gefühlen von Angst, Hilflosigkeit, körperlicher und seelischer Anspannung, gekoppelt mit Fragen nach dem „Warum gerade ich?“ und „Wieso jetzt?“ Die Lebensqualität wird durch den Hörsturz erheblich beeinträchtigt.

Von 2004 bis 2010 stieg die Zahl der behandelten Hörsturzpatienten in Wiener Krankenhäusern drastisch an. Dies veranlasste Annemarie Pieczara, Projektleiterin und Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege am SMZO– Donauspital der Stadt Wien, eine Studie über die Auswirkungen der Pflegeintervention Therapeutic Touch bei Patienten mit Hörsturz durchzuführen. Der interdisziplinäre Ansatz der Studie baute auf der These auf, dass die seelische Verfassung und die körperliche Genesung eng miteinander verbunden sind.

Foto: Margarete Rosen

Foto: Margarete Rosen

Im Rahmen des stationären Aufenthaltes durchliefen in der Kontrollgruppe 41 Patienten die normale schulmedizinische Standardtherapie während die 37 Patienten der Versuchsgruppe ergänzend je 5 Therapeutic Touch-Anwendungen erhielten.

Das Ergebnis der Studie zeigte in der Versuchsgruppe deutlich gesteigertes Wohlbefinden und Angstreduktion. Auch zeigte sich eine sensiblere Wahrnehmung
in Bezug auf Belastbarkeit und Stress, sowie eine höhere Bereitschaft zur Nutzung komplementärer Anwendungsmethoden.

Ebenfalls wurde durch das Angebot der komplementären Pflegemethode Therapeutic Touch eine Qualitätssteigerung und ein Beitrag zur Professionalisierung in der Gesundheits- und Krankenpflege geleistet.

Zitat: „Ein Mensch fühlt sich krank, wenn sein subjektives Wohlbefinden stark beeinträchtigt ist. Dabei ist eine medizinische Diagnose nicht immer ausschlaggebend. Ein Mensch kann sich krank fühlen, ohne dass eine medizinische Diagnose gefunden werden kann, und vice versa bedeutet eine medizinische Diagnose nicht zwingend eine Beeinträchtigung des Wohlbefindens. … „Unheilbar krank, und trotzdem gesund“ bringt deutlich zum Ausdruck, was Lebensqualität des Menschen tatsächlich ausmacht und worin der pflegerische Auftrag besteht. Nicht nur das Behandeln der Krankheitssymptome steht im Mittelpunkt pflegerischen Handelns, sondern auch das Reagieren auf Befindlichkeit und das Agieren im Sinne der Gesundheitsförderung.“
(aus unten genannter Quelle, Seite 98 – 99)

Quelle: Hiemetzberger, M., Pieczara, A., Rebitzer, G., Auswirkungen der Pflegeintervention Therapeutic Touch bei PatientInnen mit Hörsturz, Forschungsbericht, Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien, 2011

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